War alles zu viel Euphorie?

Angekommen auf Bonaire ging es zuerst zu meiner Unterkunft, die ich mir für 2 Nächte gebucht hatte. Ich dachte, in den 2 Tage würde ich das Boot soweit bekommen, dass ich drauf schlafen kann. 

Das war dann doch etwas zu euphorisch. Zuerst mietete ich mir wieder einen Roller um etwas mobil zu sein. Während ich noch auf meinen Roller bei der Unterkunft wartete kam ein Freund des vorherigen Bootsbesitzers vorbei und brachte mir die Schlüssel. Der Eignetümer selbst war nicht auf Bonaire in der Zeit. 

Als ich dan endlich meinen Roller hatte (Die Leute auf Bonaire sind nochmal um welten langsamer als auf Curacao), rauschte ich zum Boot.

Es boten sich einige Überraschungen: Mittlerweile wurde am Grundstück davor heftig gearbeitet und der Bagger rollte herum und bewegte nicht geringe Erdmassen was in Kombination mit dem Wind dazu führte dass das Boot total eingestaubt war – alles bedekt mit braunem staub. 

Ich liess mich davon nicht abhalten und sprang aufs Boot und begann mit Listen was ich unbedingt schnell richten sollte um drauf wohnen zu können. Es war ein wenig überwältigend und ich musste mich erstmal sortieren. Ich begann mit dem Saubermachen und erstmal herunter hängende Panele rauszunehmen und gleich zu entsorgen. 

Als nächste stand die Toilette auf der Liste – da war auch schwer zu erkennen wann sie das letzte mal funktioniert… immerhin war sie nicht schmutzig. Ich baute die Pumpe aus und versuchte den Hebel frei zu bekommen – jedoch ohne Erfolg. Bin dann schnell zu Budget Marine gedüst und habe mir dann eine neue Pumpe gekauft – 189 USD waren schon mal weg.

Auf dem Rückweg habe ich auch gleich eine neue Batterie für den Motor mitgenommen – die war nämlich auch schon länger tot und komplett tiefenentladen – vor allem weil in der Verhandlungswoche noch jemand erfolgos versuchte den Motor zum laufen zu kriegen und so das letzte aus der Batterie raussaugte. Neue Batterie nochmal eben schnell 230,- USD.

Am Boot angekommen baute ich die neue Toilettenpumpe ein. Damit war die Toilette wieder funktionsfähig. 

Als nächstes stand der Motor aufm Plan. Trotz neuer Batterie wollte der Motor nicht starten. Hatte ich da auch wieder zu viel spekuliert? Immerhin habe ich auf Grund des nicht funktionierenden Motors 1000 $ den Preis weiter gedrückt bekommen. Jetzt stand ich aber da und diese Kiste wollte nicht starten und auf dem Boot gab es so gut wie kein Werkzeug, bis auf ein paat Schraubenzieher und einer Kombizange. 

Erneut überkamen mich Zweifel ob das der richtige Schritt war. Nach einigen Stunden Saubermachen und versuchen den Motor zum laufen zu bringen war der Tag gelaufen und ich fuhr zurück zu meinem Airbnb. 

Bowalie in Bonaire
Alte Seile
Unbrauchbare Seile

Total hungrig kaufte ich mir was zu essen beim Restaurant direkt an mein Airbnb gekoppelt und als ich so auf mein Essen wartete kam ich mit einem weiteren Gast ins Gespräch. Jason aus den USA kam nach Bonaire um einen Tauchurlaub zu machen. Leider ist sein Tauchbuddy aber kurz vor der Reise abgesprugen und so kam Jason allein nach Bonaire und versuchte vor Ort einen Tauchbuddy zu finden. So sehr mich das reizte, konnte ich leider doch nicht mittauchen mangels Zeit.

Die Nacht konnte ich kaum schlafen – nicht nur wegen meinem Problem sondern auch weil die Matratze in diesem airbnb eigentlich längst hätte ausgetauscht gehört. Auch wenn ich mittlerweile viel gewohnt bin und meine Zeit in Afrika mich in vielem abgehärtet hat, aber das war die absolut krasseste Matratze die ich je angetroffen hatte.

Ich konnte es kaum erwarten bis es morgen wurde und ich wieder los konnte. Leicht verzweifelt lies ich das Thema Motor den ganzen Tag ruhen und arbeiete mich durch die anderen, ebenso dringenden Punkte. Ich dachte mir einen Plan B aus und beschloss das Vorsegel, die Genua, funktionsfähig zu haben. Es fehlten die Seile und das Seil für den Furler sah sehr traurig aus.

Ich nahm mein Maßband und begann zu messen wie viele Meter Leinen ich denn brauchte. Mit meinem Ergebnis gings wieder auf den Roller und ab zu Budget Marine.

310 USD leichter und paar Leinen schwerer fuhr ich zurück boot und brachte die Leinen an. Als die Leinen angebracht waren, widmete ich mich wieder meinem Problem mit dem Motor. Zwischendurch kam noch Gert vorbei, der “Freund” des vorherigen Bootseigners, der mir die Schlüssel brachte und versuchte mir zu helfen mit dem Motor. Aber auch das wr erfolglos. Nach einiger Zeit musste Gert dann los und ging seines Weges.

Da war ich wieder allein mit meinem Problem, zu dem kam hinzu, dass die ganze Bordelektronik ebenfalls noch im Urlaub war. 

Ich probierte noch das ein oder andere was mir so alles einfiel was dem Motor auf die Sprünge helfen könnte und sendete meinen lieben Gott ein Gebet mit der Bitte um die zündende Idee im wahrsten Sinne des Wortes zu bekommen. Keine 5 Minuten später kam mir der Gedanke doch einfach mal die Glühkerzen mal vorzuglühen. 

Ich drückte auf den Knopf und hielt den für 20 Sekunden gedrückt und probierte darauf hin den Motor wieder zu starten. Kein großer unterschied war zu erkenne, ausser dass irgendwie ein wenig Rauch aus dem Motorraum kam. Da ich allein war, konnte ich schlecht erkennen woher der Rauch kam, den um den Motor zu starten musste ich ja hoch ins Cockpit. Also stellte ich meine Kamera hin und lies aufzeichnen was da unten am Motor passierte und versuchte das gleiche nochmal.

Auch beim zweiten mal wollte der Motor nicht wirlklich starten wobei ich jedoch merket, dass es kurz den Anschein hatte als ob er starten wollte. Ich stoppte wieder und schaute mir das Video an, was meine Kamera da aufgezeichnet hatte. Viel schlauer wurde ich nicht, nur dass ich nun wusste aus welchem Bereich der Rauch kam. Also stellte ich die Kamera etwas genauer hin und versuchte den gleichen Vorgang wieder… 20 Sekunden vorglühen und dann starten – und auf einmal rannte die Maschine. 

Ich ging sofort nach unten um zu sehen ob irgend etwas unnormales zu erkennen wäre, aber es war so als ob es da noch nie ein Problem mit dem Motor gab. Er knatterte fröhlich vor sich hin. Ich liess ihn für wenige Minuten laufen und überprüfte ob die Kühlwasserzirkulation funktionierte. Alles schien normal, nur ein klein wenig zuviel Rauch kam ausm Auspuff – aber nach so einer langen Pause kann das schon mal passieren. 

Überglücklich wollte ich den Motor wieder abstellen, ging aber nicht. Der Knopf scheint keine Funktion zu haben. Dachte ich mir: Na sowas erst will er nicht starten, jetzt will er nicht mehr stoppen. Ich stellte den Motor manuell direkt am Motor ab und versuchte erstmal zu verarbeiten was da gerade alles passierte, erleichtert und dankbar meinem Alleskönner im Himmel. 

Panele zerstört durch wassereinbruch
Beschädigtes Panel
Kabelgewirr

Nun lief endlich mein Motor, die Toilette funktioierte, war nur noch die Bordelektrik tot. Ich bekam die Telefonnummer vom Elektriker der die Verkabelung an diesem Boot verchaosierte. Er meinte, ich solle mich mit dem Victron System verbinden via Bluetooth und schauen was die Komponenten sagen. 

Also installierte ich mir die Victron App und baute die Verbindung auf und siehe da – der Batterie Schutzmeachnismus war deaktiviert. Irgendwie traute ich mich nicht sorecht und schickte dem Elektriker eine Nachricht – der jedoch länger nicht reagierte. Also versuchte ich es einfach und klickte auf aktivieren – auf einmal gingen am Schaltpanel die Lichter an. Ich überprüfte sämtliche Schalter und es schien alles normal zu funktionieren. 

Damit war es endlich möglich aufs Boot zu ziehen. Ich hatte eine Toilette, jede Menge Wasser (sogar die Wassertanks waren voll und jede Menge Salzwasser vor der Nase), Strom war nun auch da und die Matratze um Welten besser als im airbnb. 

Ich holte meine Sachen ab und wohne seit diesem Zeitpunkt nun aufm dem Boot. 

Nun ging es drum, die Reise nach Curacao vorzubereiten. Da gabs aber noch ein Problem. Die Bootspapiere waren noch nicht fertig und so konnte ich legal Bonaire nicht verlassen und hätte damit gleich das Problem beim Einklarieren in Curacao. Also gings wieder ans telefonieren – der Makler hatte die Bestätigung über die Zahlung des Kaufpreises noch immer nicht fertig… 10 Tage für eine Quittung… Ein Schnarcher ist das, sorry. 

Nachdem ich dem dann doch ein wenig Druck machte, ging es auf einmal und so konnte ich endlich zum Hafenmeister um das Boot umzumelden. Erst hiess es, das würde etwa 3 Tage dauern, aber die Sekretätin bereitet alles vor und sendete mir die Rechnug von $25,- Dollar zu. Ich überwies sofort und schickte Ihr die Bestätigung. Etwa 30 Minuten später meldete sie sich via Whatsapp und meint, meine Dokumente wären unterschrieben und wenn ich mich beeilen würde könnte ich sie noch abholen. 

Der Arme Roller musste mal etwas länger vollgas mitmachen – aber ich kam gerade so an kurz bevor das Büro schliessen würde. Mit meinen Dokumenten unterschrieben und gestempelt ging ich direkt zum Zoll und wollte mich wegen Ausreise erkundigen. Die Dame dort wollte nur wissen wann ich denn los segeln wolle – spontan sagte ich ihr, ich würde am folgenden Morgen aufbrechen. 

Siemachte die Ausreisedokumente fertig und ein Mitarbeiter der Immigration kam kurz rüber um seinen Teil auch abzuschliessen und wenige Minuten später stand fest, dass ich am nächsten Morgen (geplant 08:00) Bonaire verlasse. 

Etwas nervös fuhr ich noch schnell zum Supermarkt und deckte mich mit ein paar snacks und einiges an Wasser ein… Man weiß ja nie, ich wollte für den Katastrophenfall ein wenig gerüstet sein.

Am nächsten morgen startete ich den Motor – ohne vorglühen und die Maschine sprang an, als ob sie täglich im Einsatz gewesen wäre, ohne kleinstes Zucken. Ich liess den Motor langsam warm laufen und machte mich an die Leinen, diese schematisch zu lösen. Es gab richtig Wind und das voll auf den Bug. Ich war aber in einemrecht engen Kanal am Pier und dazu noch in falscher Richtung – die Kanalausfahrt quasi hinter mir. Also hiess es, los machen und schauen wie ich wende und da rauskomme. 

Glücklicherweise waren 2 Bauarbeiter gerade da und schienen nicht sonderlich beschäftigt zu sein. Ich ging rüber und fragte, ob man mir die Bugleine auf Kommando lösen könnte. Die Achterleine hatte ich bereits so vorbereitet, dass ich sie selbst lösen könnte. Die 2 Arbeiter willigten ein und gingen an vor wo die Leine fest war. 

Ich war bereit und rief ihnen zu, sie können nun lösen und die Leine aufs Boot rüberwerfen. Das ging auch recht flott und bei dem ganzen Wind drehte sich das Boot auch schon. Ich löste schnell die Achterleine und kontrollierte mit Hilfe des Motors mein Wendemanöver. Nun ging es durch den Kanal raus auf See und ca 3 Minuten später war ich raus. 

 

Bowalie
Bonaire Lagune
Fahrt nach Curacao

Ich tuckerte noch ein wenig weg vom Land, schaltete in Leerlauf und räumte meine Fender zur Seite und die Leine, die die Arbeiter rüberwarfen.

Das Schiff war soweit klar und ich tuckerte in grobe Richtung Curacao los. Die ganzen Instrumente funktionierten nicht – das man vor dem Verkauf noch den Kartenplotter ausgebaut hatte und damit die Zentraleinheit der Instrumente fehlte. Autopilot zeigte ebenfalls kein Lebenszeichen. Also bedeutet es für mich die ganze Strecke von Hand zu steuern – so wie zu Zeiten des Columbus als es noch keine Elektronik gab, mit dem Unterschied, dass ich allein auf dem Schiff war.

Ich installierte mir eine App auf mein Handy damit ich eine grobe Position hätte, wobei ich das auch gut mit Google Maps hätte machen können. Ich merkte mir meinen Kompasskurs und legte das Handy zur Seite. Langsam wurde Bonaire immer kleiner und die Wellen immer größer und schon kurze Zeit fand ich mich in ca 3 Meter hohen Wellen.

Ich versuchte das Vorsegel zu setzen, aber das gestalltete sich etwas schwieriger da ich ja das Steuer nicht loslassen konnte und das alles mit einer Hand zu setzen war doch etwas sehr upraktisch. Also liess ich alles so und fuhr einfach unter Motor. Etwa 2 Stunden später war Bonaire nur noch ganz klein am Horizont und vor mir nur Wasser zu sehen. Ich steuerte nach meinem Kompass und schaute alle Stunde mal nach meiner Position aufm Handy nach. Die grobe Richtung hat gepasst und ca 2 Stunden später tauchte Klein Curacao am Horizont auf. Es dauerte nur einen kleinen Moment und man konnte die Hügel von Curaco auch schon erkennen. Nun musste ich nur drauf achten, dass ich den Ostpunt von Curacao südlich passiere, was gar nicht so einfach war, denn der Golfstrom zieht in diesem Bereich doch recht stark Nordwestlich und ehe ich mich versah steuerte ich auf die Nordküste im Osten Curacaos zu.

Ich drehte 90 grad richtung Süden und kämpfte mich gegen den Golfstrom. Die Wellen wurden ungemütlich und durch die leichte Verwirbelung und Ablenkung von Klein Curacao gab es etwas Kreuzsee – wo die Wellen aus unterschiedlichen Richtungen aufeinander prallen und so die Schaukelei noch ungemütlicher machen.

Ich hörte nur unterdeck sämtliches durch die Gegend fliegen. Meine Wasserflaschen rutschten auf dem Boden hin und her, Ich hoffte nur noch dass meine Kamera nicht vom Schrank fliegen würde – immerhin hat die kleineBordwand die Kamera gehalten. Runtergehen konnte ich ja nicht. Ich hatte es nur kurz versucht mir eine Wasserflasche zu holen und schon war das Boot in eine ganz andere Richtung unterwegs, weil die Wellen es einfach hin und her schubsen.

Der Kmapf um den Ostpunt herum war doch etwas zäh, aber mit der Zeit war ich ums Cap herum und die Wellen waren wieder etwas moderat. Blieb mir nur noch der Küsten entlang zu fahren bis zur Hafeneinfahrt.

Etwa 2 Stunden später war ich vor der Einfahrt. Nun musste ich die Brücke kontaktieren um für mich zuöffnen, damit ich durch die Santa Annabay in den Hafen kann. Anstatt jedoch runter zu gehen und zu funken hatte ich beschlossen per Handy die Curacao Marina zu kontaktieren mit der Bitte für mich die Brücke zu kontaktieren – was sie dann auch taten und die Brücke geöffnen wurde.

Während ich noch ein wenig zu warten hatte, bereitete ich meine Fender vor, auf beiden Seiten, da ich nicht wusste auf welcher ich anlegen würde. Ebenso legte ich die Leinen bereit auf beiden Seiten und belegte sie auf die Klampen, so dass ich sie nur rüberwerfen müsste.

Angekommen in der Marina dirigierte mich der Marinero an den Anleger und half mir mit den Leinen am Steg. Das Anlegemanöver ging leichter als gedacht und ich war fest im Hafen – totmüde nach 8 Stunden schaukeln und zu steuern ohne Pause. Wie viel Wind es an diesem Tag gab kann ich nicht genau sagen, da meine Instrumente nicht gingen, aber es war sehr windig mit vielen weißen Schaumkrönchen auf See – das bedeutet mindestens Windstärke 6-7.

So kam ich auf Curacao an, ohne jeglichen Zwischenfall und der Motor machte einen supertollen Job, ohne jeglichen Anschein von Ausetzern oder anderer Zwischenfälle.

Am nächsten Tag ging es dann raus aus dem Wasser und wie die Geschichte weiter geht, gibts im nächsten Beitrag.