Der Tag an dem das Boot aus dem Wasser kam
28. März 2025 – 09:30 Uhr war es dann soweit. Ich sollte das Boot an die Slipstelle verlegen, wo es dann mit Hilfe eines Trailers aus dem Wasser gehoben werden soll. Das Verlegen ging recht einfach, Mitsegler Beat aus der Schweiz, der am Steg neben mir lag, bot mir Hilfe mit den Leinen an. Das kam natürlich sehr gelegen, denn allein ist es doch ein klein wenig hektischer, besonders wenn man recht viel Seitenwind hat.
Ich legte das boot an der Slipstelle and und ging von Bord. Der Trailer wurde unters boot geschoben, das Boot angehoben und aus dem Wasser herausgefahren. Gleich darauf hat ein Mitarbeiter mit einem Hochdruckreiniger angefangen den Rumpf abzuwaschen. Die Überfahrt von Bonaire (und meine Reinigungsversuche beim Schnorcheln und Abschrubben des Rumpfes in Bonaire) hatte die meisten Muscheln und anderes Getier sowie Bewuchs bereits vom Rumpf abgelöst und so blieb gar nicht mehr viel zu reinigen.
Das Boot wurde, an die mir zugewiesene Stelle, buchsiert und auf dem Kiel abgestellt. Seitlich wurden Stützen angebracht, damit das Boot nicht umkippt und der Trailer wurde weggefahren. Ab nun war wieder ich dran. Da der Tag schon etwas vorgeschritten war, habe ich die Zeit genutzt und habe mir einen neuen Anker mit neuer Kette gekauft.
In Bonaire ist es so, dass man nirgendwo ankern darf (wegen der Riffe und Naturschutz). Somit haben die meisten boote dort gar keinen oder eben nur einen Dekoanker. So war das auch bei meinem Schiff – absolut unbrauchbar. Der Erste große Posten ging direkt weg – knapp 2500 US-Dollar waren weg – aber immerhin habe ich nun einen guten Anker – 25 Kilo Rocna mit 60 Metern 10mm Kette. Das sollte für die Karibik erstmal reichen.
Am Nächsten Morgen…
Mein Plan war, das alte Antifouling abzuschleifen, neu zu streichen und wieder zurück ins Wasser… doch dann kam alles anders. Beim Abschleifen kamen kleine Flecken und Wasserbläßchen zum vorschein… das Boot hatte Pickel…
Ich war erstmal ein wenig schockiert, dachte mir aber noch nicht viel. Je mehr ich dann abgeschliffen hatte umso mehr kam das Problem zum Vorschein – das Boot hatte viele Stellen mit Osmosis befallen. An ein paar Stellen fielen ganze stücke Glasfaser weg – was mich dann doch stutzig machte. Es stellte sich heraus, der Vorgänger hatte das Boot schon einmal in Osmosisbehandlung, hatte aber eine derart schlampige Arbeit geleistet, dass es nur schlimmer wurde.
Glücklicherweise waren es meist die von ihm “reparierten” Glasfaserstellen, die delaminiert waren. Da ich mit sowas noch keine Erfahrung hatte, habe ich mir Hilfe gesucht und die Leute in der Marina gaben mir da recht viel Informationen. Es wurde dann eine Rumpf-Feuchtigkeitsmessung gemacht und diese ergab, dass der Rumpf durchund durch sehr nass war.
Nun hatte ich eine Entscheidung zu treffen – mache ich den selben Fehler wie der Vorbesitzer und verspachtel das alles einfach, oder ich lasse den Rumpf erst austrocknen und nehme mir die Zeit es richtig zu machen. Die zweite Variante war die logische, aber in meinem Budget war das so nicht eingeplant und die Standzeit in der Marina geht doch recht heftig auf den Geldbeutel. Dazu kommt, dass man dann auch länger ein Fahrzeug braucht um all die Materialien zu besorgen – die Marina selbst hat fast nichts vorrätig.
Somit ging die richtige Arbeit erst los, nun musste der ganze Rumpf komplett amgeschliffen und untersucht werden. Es waren sehr staubige Tage und sehr ermüdend… schliesslich macht man sowas nicht jeden Tag und nach einer Stunde schleifen merkt man die Arme müde werden… nach 3 Stunden spürt man dann einen gewissen Ermüdungsschmerz, aber irgendwann spürt man dann gar nichts mehr, dann gehts eigentlich wieder.
Der Rumpf war nun abgeschliffen und dann hiess es nur noch zu warten bis dieser austrocknet. In der Zwischenzeit konnte ich viele andere Mängel beseitigen. Es gab einige Leckagen im Deck. Ein Seitenfenster war undicht und wurde vom Vorbesitzer mit Tesa von innen abgeklebt – sowas “professionelles” hatte ich noch nie gesehen und wie man sich denken kann, hat das natürlich nichts geholfen. Habe das Tesa enfernt und auf die schnelle Ducktape von aussen draufgemacht um ein paar Tage Zeit zu gewinnen.
Daraufhin habe ich mich auf die Suche begeben was ich mit den Fenstern mache, neue kaufen war keine Option. Aber es gibt auf Curacao Lexan zu kaufen – das ist sowas wie Plexiglas nur viel stabiler und bruchsicherer. Also habe ich alles ausgemessen und habe mir diese Scheiben, schon grob zugeschnitten, gekauft.
Die Fenster allein auszutauschen ist kaum möglich, da diese von aussen und innen verschraubt sind und meine Arme einfach nicht lang genug sind um da dran zu kommen. Für diese Arbeit bat ich dann Sandro, der kürzlich mit seiner Familie nach Curacao ausgewandert ist, der mir dann super geholfen hat und wir so die wichtigen Fenster austauschen konnten. Die eine große Leckage war damit beseitigt.
Die kleineren Leckagen hatte ich in der Zwischenzeit dann auch abgedichtet, wobei dann später bei heftigerem Regen sich noch weitere entpuppt haben.
Sämtliche Panele im Saloon, sowie in der Kombüse und in den Kojen waren ebenfalls alt and beschädigt. Ich tauschte soweit ich konnte einer nach der anderen aus. Die Kombüse hat etwas mehr Schäden und brauchte mehr Aufmerksamkeit. Die beiden Kühlschränke waren ohne Funktion. Ich began nach neuen 12Volt-Kompressoren zu suchen, konnte aber auf Curacao keine finden. In USA bestellen wollte ich irgendwie nicht, zumal die doch recht teuer sind.
Nach einiger Zeit fand ich einen kleinen 47-Liter Kühlschrank, der auf 110Volt läuft. Zwar nicht ideal, aber den könnte ich in einem Schränkchen verbauen und die alten Kühlschränke umfunktionieren in Stauraum. Voller Euphorie fuhr ich zum Elektroladen und kaufte mir einen Inverter von 12V auf 110V. Mein Kühlschrank benötigt laut Angaben max 100 Watt – also dachte ich mir, wenn ich einen Inverter mit 300 Watt einsetze sollte das mehr als genug sein. Mit dem Inverster und paar Metern Kabel gings zurück aufs Boot. Kabel verlegt, Inverter eingebaut mit einer Zusatzsicherung dazwischen (man weiß ja nie)… Habe dann den Kühlschrank angeschlossen, es sah erstmal gut aus, bis dann de Inverter mit einem Alarmton auf Atemnot hinzuweisen versuchte.
Das Gepiepe kann man wirklich nicht lange ertragen und so habe ich den Kühlschrank sofort ausgeschaltet. Die Suche nach einer Lösung ging wieder los, einfach einen größeren Inverter kaufen war direkt meine Idee, wovon man mir aber abgeraten hatte – weil diese art von Inverter mit einem Kühlschrankkompressor wohl Schwierigkeiten haben… Mir etwas unverständlich, ich dachte immer 100 Watt sind 100 Watt, aber scheinbar ist das nicht so. Ein Händler schickte mich zu einem anderen Laden wo es Powerbänke gibt, die auch 110 Volt Ausgänge haben. Ich natürlich dorthin und habe nicht schlecht gestaunt – 600 Euro für so eine Powerbank… Ne danke, das muss irgendwie anders werden.
Um meinen Kühlschrank nutzen zu können habe ich erstmal einfach ein langes Stromkabel besorgt und es am Landstrom angeschlossen – das funktioniert, aber ist ja keine Lösung…
Ich widmete mich meiner anderen Probleme, denn die Liste schien endlos lang zu werden.
Meine Solaranlage hatte ein Problem. Obwohl genug Sonne da war, hat die Anlage meine Batterien nicht aufgeladen – diese erreichten mit der Zeit einen Ladestand um die 60% und langsam machte ich mir Sorgen. Was ich alles recherchierte hatte mich nicht schlauer gemacht woran es liegen könnte. Einer Meinte die Batterien sind eventuell am Ende und ich würde sie wohl bald austauschen müssen. in dem Bild oben kann man sehen, obwohl die Battarien icht voll waren und die Solarpanele genug Strom lieferten, wurde dennoch nicht geladen, sondern langsam immer weiter entladen. Im zweiten Foto ist es dann so wie es sein sollte, nach der Raparatur.
Etwas besorgt um den Ladezustand habe ich mein Boots-Landstromkabel herausgeholt. Der Schluss hat natürlich nicht gepasst – also gings wieder zum Elektroladen, einen anderne Stecker kaufen und Kabel modifizieren. Das erledigt, steckte ich das Kabel ein und plötzlich waren auch meinem Batterien glücklich und begannen sich zu laden. Nach einiger Zeit konnte ich wieder 100% Ladezustand ablesen. Also war klar, die Batterien sind ok, es muss ein anderes Problem sind. Die Solaranlage an sich funktionierte auch, denn Tagsüber solang genug Sonne schien, konnte ich problemlos arbeiten, ohne dass es Strom von den Batterien zog. Ich war etwas ratlos…
Wieder ging eine Woche zu Ende und wie jeden Freitag war das auch in der Woche so – es gibt eine “Happy Hour” in der Marina, wo sich alles Segler treffen, es gibt Essen und Trinken zu kaufen und man kann sich kennenlernen und austauschen.
Ich lernte ein Paar aus Polen (SY Pluskata) kennen und kam mit ihnen ins Gespräch. Die beiden waren für einige Tage in Curacao und wollten die Insel erkunden. Ich bot den beiden an den westlichen Teil der Insel zu zeigen. Wir machten gemeinsam (mit weiteren Urlaubern) eine kleine Wanderung und unterhielten uns über dies und jenes. Es stellte sich heraus, Tomek ist profi was Solarsysteme betrifft. Ich schilderte ihm mein Problem und er meinte, er würde am nächsten Tag bei mir vorbeikommen und mal schauen.
Er schaute sich die Verkabelung an und stellte fest, dass die Lademessstelle an der falschen Stelle angeschlossen war und das Battrieladegrät so immer meinte, die Batterien wären voll und folgich natürlich nicht nachladete. Die Messstelle beim Landstromkabel ist an einer anderen Stelle und deswegen funktionierte das mit dem Landstrom. Etwa 20 Minuten später war das entsprechende Kabel an der richtigen Stelle angeschlossen und siehe da, alles begann zu funktionieren wie es sollte. Ich war natürlich glücklich und erleichtert – eines der großen Probleme war behoben.
Ich konnte den beiden auch behilflich sein mit anderen Dingen und meinen Inselkenntnissen. Sie versuchten das ein oder andere auf der Insel zu finden und kamen immer wieder mal vorbei um zu fragen wo man sowas finden könnte. Entweder konnte ich sie zum entsprechenden Laden schicken, oder ich hab sie einfach mitgenommen und bin hingefahren.
Man hilft sich halt gegenseitig – das ist das was mir in der Segelgemeinschaft gefällt. Allgemein ist das so recht üblich, dass man sich gegenseitig hilft. Immer wieder wundert mich da nur, warum das allgemein in der Gesellschaft meist so nicht funktioniert.
Die Tage waren schnell verflogen und so sind auch die beiden Abgereist, Richtung Aruba und dann Kolubmien. Ich ging wieder meinen Arbeiten nach, eins nach dem anderen – zwischendurch immer wieder mal die Elektrik zu entwirren und versuchen zu verstehen wie die Verkabelung gemacht wurde… für mich als Nichtelektriker nicht alles immer so nachvollziehbar.
Eines meiner großen Probleme war noch immer die Elektronik und die ganzen Instrumente waren ohne funktion.
Gegenüber von der Marina gibt es einen Raymarine Partner. Dachte mir dort Hilfe zu holen. Man hatte sich meine Nummer notiert und mir zugesichert es würde ein Techniker zu mir kommen… (was bis heute nicht geschehen ist).
Ich fragte Google und Youtube und nahm direkt Kontakt mit Raymarine auf. Habe alles aufgelistet was ich habe und fragte nach welches Steuergerät ich denn bräuchte. Man nannte mir sämtliche Optionen und so konnte ich mich auf die Suche nach einem passenden Kartenplotter begeben – dieser fehlte nämlich komplett.
Ich bestellte mir einen Kartenplotter bei SVB in Deutschland, da ich dort das beste Preis-Leistungsverhältnis finden konnte und der Versand nach Curacao war unproblematisch. Nach einer Woche war das Teil und ein paar Zusatzkabel bereits bei UPS in Curacao – das war bisher das schnellste was ich auf Curacao erlebt hatte.
Der Kartenplotter funktionierte sofort auf anhieb, aber der braucht ja auch nur Strom – all die anderen Geräte sind eine ältere Generation und benötigen Adapterkabel, die ich dann noch entsprechend zu verkabeln hatte. Immernoch ein klein wenig überfordert widmete ich mich erst noch meinen anderen Baustellen.
Weiter gehts im nächsten Artikel…